Der junge Fabrizio schlägt sich mit Gelegenheitsjobs mehr schlecht als recht durchs Leben bis eines Tages sein alter Freund John auftaucht und ihn um einen großen Gefallen bittet. Fabrizio soll Johns Angebetete Luca beschützen, die als Kandidatin nach Targan Island gebracht wurde, wo sie dem mächtigen Targan Konzern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Gelingt es Fabrizio die Targan zu überlisten oder wird er selbst zum Spielball im ungleichen Kampf zwischen Targan und Amancay?

„Der Verräter“ ist der zweite Band der Targan-Saga. Leider wird die spannende Geschichte um Luca Mon aus Band 1 „Die Kandidatin“ nicht weitergesponnen, sondern aus einer anderen Perspektive neu erzählt. Die kleine Enttäuschung darüber ist jedoch schnell vergessen, denn Cate Barrett erzählt wieder so spannend, dass wenig Zeit zum Nachdenken bleibt.

„Der Verräter“ ist keine neue Geschichte, macht aber die Geschichte aus „Die Kandidatin“ erst perfekt. Der Leser erfährt zusammen mit Fabrizio sehr viel Neues über die Hintergründe der Targan und der Amancay und über die Feinheiten der Targan-Technologie. Viele Situationen, die im ersten Band unerklärlich und mysteriös erschienen, erscheinen nun in neuem Licht und werden dadurch plötzlich plausibel. Auch zeigt sich der coole, unnahbare John hier noch einmal von einer ganz anderen Seite. Bisher wurde er nur aus Sicht Lucas charakterisiert, an der er offenkundig ein ganz spezielles Interesse hat. Sein Verhalten gegenüber seinem Freund Fabrizio lässt ihn als Charakter runder und vielschichtiger werden. Man erfährt Neues über seine Vergangenheit und seine Motive, auch wenn ihn das nicht unbedingt weniger mysteriös erscheinen lässt.

Fabrizio hingegen ist eher der nette Junge von nebenan, ein Charakter, mit dem man sich als Leser sehr gut identifizieren kann. Er ist ein wenig nerdig und durchweg sympatisch. Zu Beginn ist er mit seinem neuen Job völlig überfordert, doch er wächst mit seinen Aufgaben und macht im Lauf des Buches eine deutliche Entwicklung durch.

Die vielen Hintergrundinformationen über die Targan und ihre Technologien sorgen für Authentizität und machen die Welt der Targan lebendig. Diese Welt ist noch viel größer als im ersten Band zu erkennen war.

Cate Barrett gelingt das Kunststück mit diesem Roman, der eigentlich eine bloße Nacherzählung der Ereignisse aus „Die Kandidatin“ ist und keine einzige Sekunde zusätzliche Handlung über Luca enthält, die Targan-Saga ein großes Stück weiterzuentwickeln. Viele Rätsel aus dem ersten Band werden aufgelöst, einige neue kommen hinzu. Die Neugier auf die Folgebände, in denen es dann wirklich wieder mit Lucas Geschichte weitergehen soll, ist riesengroß. Wer den ersten Band mochte, wird auch diesen Pageturner verschlingen. Es bleibt vom Anfang bis zum Ende spannend. Zum Glück soll der dritte Band noch diesen Monat erscheinen.