Elbenzorn von Susanne Gerdom
Im Mittelpunkt dieses Fantasy-Romans stehen zwei sehr ungleiche Schwestern. Iviidis, eine Lichtelbe, ist im Wandernden Hain, dem Herzen des Elbenreichs aufgewachsen. Ihre Zwillingsschwester Rutaaura, eine dunkle Elbin, wurde nach der Geburt verstoßen, denn Dunkelelben dürfen offiziell nicht existieren. Iviidis und Rutaaura wollen diesem finsteren Geheimnis in der Geschichte der Elben auf den Grund gehen und stoßen dabei auf erschütternde Wahrheiten.
Rutaaura reist mit einem Halbelf und einem zaubernden Zwerg, beide Außenseiter wie sie, durch die Lande, um die anderen dunklen Elben zu finden und so endlich mehr über ihre eigene Identität zu erfahren. Iviidis ist derweil im Wandernden Hain einer Verschwörung auf der Spur. Der Hauptmann der Wache ist auf mysteriöse Weise ermordet worden - und es gibt Hinweise, dass dunkle Elben ihre Hände im Spiel hatten. Doch was als einfache Mordermittlung beginnt, nimmt bald viel größere Ausmaße an.
Der Konflikt zwischen Hell- und Dunkelelben ist ein bekanntes Motiv in der Fantasyliteratur. Susanne Gerdom hat sich des Themas angenommen und eigene Legenden darum gesponnen. Ihre Idee ist spannend und gut erzählt. Die Interpretation der Elben ist interessant. Es ist gelungen, sowohl die klassischen Vorstellungen von Elben zu bedienen (schließlich soll der Leser, der Elben erwartet, auch Elben vorfinden) als auch neue Aspekte einzubauen, wie z.B. eine ganz besondere Form der Archivierung von Geschichte und Legenden.
Neben der Elbenwelt erhält der Leser auch einen kurzen Einblick in das Reich der Zwerge, das auch seine ganz eigenen Regeln hat und in welchem zum Zeitpunkt der Geschichte brisante innenpolitische Konflikte schwelen.
Die handelnden Charaktere sind allesamt Sympathieträger. Mir haben es besonders Rutaauras Gefährten, der Halbelf Lluis und der Zwerg Trurre angetan, die neben den manchmal etwas brav wirkenden Elbenschwestern für Witz und Lebendigkeit sorgen. Aber auch Iviidis' sanftmütiger Mann oder die toughe Elbengardistin Broneete gewinnen schnell das Herz des Lesers. Vielleicht fehlt es im Figurenensemble jedoch ein bisschen an Grautönen. Vor allem im Elbenreich sind die Rollen recht klar verteilt und der eine oder andere zwiespältige Charakter hätte der Geschichte sicher gut getan.
Trotz der netten Charaktere und des spannenden Hintergrunds konnte mich "Elbenzorn" nicht ganz mitreißen. Die Geschichte liest sich sehr schön, wirkte auf mich jedoch teilweise etwas oberflächlich. Was die Schwestern nach und nach über die Vergangenheit von Hell- und Dunkelelben aufdecken, ist tatsächlich so ungeheuerlich, dass es eigentlich noch viel größeres Konfliktpotential geboten hätte. Dieses verliert sich jedoch ein bisschen in der schicksalsträchtigen Nacherzählung alter Legenden. So hat mich das "Drumherum" mehr überzeugt als die eigentliche Geschichte.
"Elbenzorn" ist ein Fantasybuch über den Konflikt zwischen Hell- und Dunkelelben, das mit sympathischen Charakteren und einer spannenden Hintergrundgeschichte aufwartet, seine Möglichkeiten jedoch nicht voll ausschöpfen kann. Während die Welt überzeugt bleibt die Handlung etwas blass. Trotzdem ist der Roman schön zu lesen und für Elbenfans sicher einen Blick wert.
Mein Fazit:
Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, inzwischen ist jedoch der Nachfolgeroman "Die Seele der Elben" erschienen. Dort spielen Halbelf Lluis und Zwerg Trurre die Hauptrollen. Da diese Beiden meine Lieblingsfiguren im ersten Band waren und mir das Setting prinzipiell sehr gut gefallen hat, werde ich die Fortsetzung sicher irgendwann noch lesen.
Hast du das Buch auch gelesen? Oder überlegst du noch, ob es was für dich ist? Ich freue mich immer über Fragen und Kommentare! (Spoiler bitte kennzeichnen)
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