[Jubiläums-Blogparade] Totoros kleine Lesebiografie (Teil 2)
Am Freitag hat Totoro im ersten Teil seiner Lesebiografie über seine Lesejahre 2000 bis 2010 berichtet, wo es um u.a. Lustige Taschenbücher, Harry Potter und Schullektüre ging. Heute folgt Teil 2 des Gastbeitrags zur Jubiläums-Blogparade zum Thema Lesen im 21. Jahrhundert.
Bis Montag abend 23:59 Uhr ist noch Zeit an der Blogparade mit Gewinnspiel teilzunehmen.
"Wertvolle" Literatur?
Gegen Ende meiner Schulzeit hatte ich wie so mancher Jugendlicher in seiner „Sturm und Drang“-Phase das Gefühl künstlerisch wertvolle Literatur lesen zu müssen, weil ich ja jetzt schon so gebildet war. Mit Klassikern wie Shakespeare konnte ich mich damals allerdings nicht so sehr identifizieren. Manche Sachen las ich eher, weil ich dachte, dass ich daran ja etwas finden müsste, wenn das so bekannt ist. So habe ich mir z.B. das Buch „Karte und Gebiet“ von Michel Houellebecq als das ganz neu war gekauft und konnte ehrlich gesagt recht wenig damit anfangen. Das Problem ist ja auch, dass man mit der richtigen Erwartungshaltung an ein Buch herangehen muss. Man kann nicht erwarten, dass ein Buch, das allgemein gut ankommt einem die absolute Lebensweisheit vermittelt. Ich habe gelernt, dass man keine Bücher aus Prinzip lesen muss. Schließlich muss man ja Spaß daran haben ein Buch zu lesen. Dazu muss man zum einen in der richtigen Stimmung sein, aber es gibt auch einfach Bücher, die nicht zu jedem Leser gleichermaßen gut passen. Ich versuche dennoch für möglichst viele verschiedene Arten von Büchern offen zu bleiben, da meine Lesekarriere ja noch nicht so alt ist.
Ernste Fantasy, humorvolle Fantasy und anderes
In den letzten Jahren hat sich mein Fokus allerdings verstärkt auf das Fantasy-Genre konzentriert, was auch mit den anderen Bücherlesenden in meinem sozialen Umfeld zusammenhängt. Zu den nicht expliziten Fantasy-Büchern, die mich in den letzten Jahren begeistert haben gehören der Roman „Der Schatten des Windes“ von Carlos Ruíz Zafón, „Der große Entwurf“ von Stephen Hawking und „Eine kurze Geschichte von fast Allem“ von Bill Bryson. In den letzten Jahren habe ich vermutlich sogar wieder mehr Bücher gelesen als gegen Ende meiner Schulzeit. Vielleicht liegt das daran, dass das eine willkommene Abwechslung zu meinen doch oft sehr trockenen technischen Uni-Vorlesungen ist.
Die auffälligsten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, waren hauptsächlich Buchreihen. Zum einen wären da „Die Tribute von Panem“, die ich noch lesen wollte, bevor ich mir die Verfilmungen dazu ansah. Trotz der größtenteils sehr einfachen Sprache hat mich die Geschichte sehr gefesselt und ich fand die Bücher tatsächlich auch weniger kitschig und realistischer als erwartet. Auch die Verfilmungen fand ich im Übrigen ziemlich gut, insbesondere der zweite Teil verursachte bei mir Gänsehautfeeling. Außerdem habe ich erst dieses Jahr auf besondere Empfehlung „Der Goldene Kompass“, „Das Magische Messer“ und das „Bernstein-Teleskop“ von Philip Pullman (die Trilogie ist auch unter dem Namen „His Dark Materials“ bekannt) gelesen. Die Bücher überraschten mich mit nahezu genialen Grundideen und einer unerwartet ernsthaften Geschichte. Diese Romane würde ich wirklich jedem zu lesen empfehlen.
Schließlich wäre da natürlich noch das „Lied von Eis und Feuer“ von George R.R. Martin heute bei vielen vielleicht nur unter dem Namen „Game of Thrones“ bekannt. Neben Lord of the Rings, Harry Potter und Star Wars das größte Fandom unserer Zeit. Ich habe die zehn deutschen Bände zwischen dem Sommer 2013 und dem Frühling 2014 gelesen und ich kann nur sagen, dass sowohl Sprache als auch Handlungsentwicklung überragend sind. Am Anfang ist es vermutlich etwas schwierig alle Charaktere im Überblick zu behalten aber man schafft es dann doch recht schnell sich die wesentlichen Figuren zu merken. Längere Lesepausen sind bei diesem Epos jedoch nicht zu empfehlen, weil man sonst die letzten 500 Wendungen schon wieder vergessen hat. Mein einziger Kritikpunkt ist vielleicht, dass es wirklich zu viele dramatische Wendungen und grausame Ereignisse bzw. Tode gibt. Wahrscheinlich ist der Begriff realistische Fantasy schon gerechtfertigt, aber selbst in einer realistischen mittelalterlichen Welt müssen nicht unbedingt alle zwei Minuten irgendwelche Protagonisten versterben oder hingerichtet werden. Die Serie „Game of Thrones“ ist sicherlich sehr gut gemacht und ich habe diese auch oft gerne gesehen, allerdings stört es mich schon, dass schon einige Sachen an der Handlung verdreht wurden und, dass in der Serie Sex und Gewalt einen noch höheren Stellenwert bekommen als in dem Buch. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, die Bücher zuerst zu lesen.
Weitere Bücher, die mich in den letzten Jahren begeistert haben sind die allseits beliebten und humorvollen Scheibenwelt Romane von Terry Pratchett. Die Erzählungen aus der Scheibenwelt sind voller skurriler Ideen und Charakteren und zusätzlich hat jeder Roman seine eigene spannende Geschichte. Zuletzt möchte ich noch Walter Moers erwähnen, von dem ich den „Schrecksenmeister“ und „Die Stadt der träumenden Bücher“ gelesen habe. Diese Bücher sind so voller kreativer Ideen, dass so mancher Autor vermutlich aus jeder Seite einige Romane machen könnte. In beiden Büchern werden fantasievolle Geschichten, die im fernen Zamonien spielen, erzählt. Während jeder Mensch in den Büchern von Walter Moers eine spannende Geschichte finden wird und sich der Eine oder Andere auch darüber amüsieren wird, dass es um Dinosaurier, rostige Gnome, Alchemie und Ähnliches geht, so findet der Experte in den Büchern exquisite Kochrezepte oder erlesene Zitate aus der Literatur. Walter Moers gehört, wenn auch erst seit Kurzem, zu meinen absoluten Lieblingsautoren.
Fazit
Meine Lesegewohnheiten haben sich im Laufe der letzten 15 Jahre durchaus verändert (ich hoffe zum Positiven). Heute lese ich wie bereits erwähnt hauptsächlich Fantasy verschiedenster Art. Allerdings möchte ich auch für andere Literatur offen bleiben. Ein zunehmendes Interesse habe ich an Büchern, die einen wissenschaftlichen bzw. populärwissenschaftlichen Kontext haben, was teilweise auch mit meinem Studium zusammenhängt. Was sich unabhängig von meiner persönlichen Lesegewohnheiten in den letzten 15 Jahren in der Literaturszene getan hat, können andere besser beurteilen als ich. Allerdings haben Bücher, die es schaffen die Massen zu mobilisieren, natürlich einen großen Einfluss auf unsere Leseeigenschaften. Ein sehr gutes Beispiel für die letzten 15 Jahre ist Harry Potter. Meine Generation ist quasi damit aufgewachsen und viele lieben es. Ich habe allgemein den Eindruck, dass es beim Lesen in den letzten Jahren auch eine allgemeine Tendenz zu mehr Fantasy-Literatur hin gab (z.B. Vampir-Literatur). Lesen ist für mich ein wichtiges Kulturgut und jeder Mensch sollte zumindest versuchen sich für Lesen zu begeistern und, unabhängig von der allgemeinen Tendenz, das lesen, was ihm am Besten gefällt.
Vielen Dank, Totoro, für das schöne Schlusswort und den interessanten, doch sehr persönlichen Einblick in dein Lesejahrhundert!
Kommentare
Keine Bücher aus Prinzip zu lesen ist eine sehr gute Entscheidung, andernfalls macht sich nur den Lesespaß kaputt. Und Lesen soll schließlich nicht zu einem Wettbewerb ausarten, wo es darum geht, wer die "besten" Bücher gelesen hat.
"Hunger Games" und "His Dark Materials" freuen mich sehr in der Aufstellung zu sehen. Wobei ich von letzteren auch die beiden letzten Teile mal wieder lesen sollte.
Hm, "Der Schrecksenmeister" hat ja so einige Fans, aber bei mir hat die Geschichte nicht wirklich verfangen, empfand ich neben "Ensel und Krete" als verhältnismäßig schwach. Ich freue mich übrigens total auf "Die Insel der Tausend Leuchttürme", kommt im Sommer 2016 :)
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