Hiobs Brüder von Rebecca Gablé
In “Hiobs Brüder” entführt Rebecca Gablé ihre Leser wieder einmal ins englische Mittelalter. Im Zentrum des Romans steht eine Gruppe von Ausgestoßenen, die auf einer Inselfestung gefangengehalten werden. Durch einen glücklichen Zufall gelingt ihnen die Flucht und sie kehren aufs Festland zurück. Dort müssen sie mehr als einmal erfahren, dass sie bei ihren Mitmenschen nicht erwünscht sind.
Der Anführer der kleinen Gruppe ist der normannische Adlige Losian, der sein Gedächtnis verloren hat und nicht mehr weiß, wer er ist und wo er herkommt. Für ihn wird die Reise zu einer Suche nach der eigenen Vergangenheit. Doch er fürchtet, dass es einen guten Grund für sein Vergessen gab und hat Angst diesen Grund zu erfahren. Losian zur Seite steht der Heilige Edmund – oder zumindest ein Priester, der sich tatsächlich für den wiederauferstandenen Märtyrerkönig hält. Außerdem ein Mann mit einer Schlange im Bauch, ein geistig zurückgebliebener Junge, ein gemeingefährlicher Mörder und Kinderschänder und das Zwillingspaar Godric und Wulfric, das an der Hüfte zusammengewachsen ist. Das neuste Mitglied im Bunde ist der junge Simon de Clare, der an der Fallsucht leidet und schon von Kindesbeinen an wusste, wie wertlos er ist. Unter den Ausgestoßenen muss er plötzlich Verantwortung übernehmen, obwohl der nächste Anfall ihn jederzeit treffen kann.
Die Schicksale der Männer werden von Rebecca Gablé meisterhaft verknüpft mit dem Schicksal Englands, wo Mitte des 12. Jahrhunderts gerade ein Thronfolgekrieg zwischen König Stephen und seiner Cousine Kaiserin Maud herrscht (Fans historischer Romane kennen die Hintergründe bereits aus “Die Säulen der Erde”). Losian und Co. werden unweigerlich in den Konflikt hineingezogen und müssen sich entscheiden, für welche der beiden Seiten sie Partei ergreifen wollen...
“Hiobs Brüder” zeichnet sich vor allem durch seine lebendigen Protagonisten aus. Gablés Charaktere muss man einfach lieben oder hassen. Die Mitglieder der kleinen Unglücksgemeinschaft sind so sympathisch (ausgenommen der Kinderschänder natürlich), dass man gar nicht anders kann als mit ihnen mitzufiebern. Jeder hat seine ganz eigenen Ängste und Hoffnungen, jeder macht im Lauf der Geschichte eine Entwicklung durch. Als Leser wird man gerne zu ihrem Verbündeten - und zum erbitterten Gegner aller ihrer Feinde.
Die Geschichte ist ein ständiges Auf und Ab von Glück und Unglück, Erfolg und Rückschlag. Nach der Flucht von der Insel bleibt es ständig spannend. Die historischen Fakten sind wie immer bei Frau Gablé sehr gut recherchiert und gliedern sich unaufdringlich in die Handlung ein.
“Hiobs Brüder” ist ein spannender, äußerst unterhaltsamer historischer Roman mit ungewöhnlichen, aber sehr liebenswürdigen Protagonisten. Wer gerne dramatische Schicksale verfolgt, von Liebe und Ehre liest und sich nebenbei historisch weiterbilden möchte, sollte sich dieses Buch auf keinen Fall entgehen lassen.
Mein Fazit:
Irgendwelche Gablé-Fans da draußen? Kennt ihr andere AutorInnen historischer Romane, die ihr das Wasser reichen können?
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