Flimmerreport #1: Die Entdeckung der Unendlichkeit & The Imitation Game

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Ich bin nicht nur ein Bücher-, sondern auch ein Serienjunkie und habe lange überlegt, ob ich hier auch über Serien und Filme schreiben soll oder mich weiterhin nur auf Bücher konzentriere. Letztendlich habe ich mich für die Vielfalt entschieden und möchte euch ab heute unter dem Label „Flimmerreport“ hin und wieder auch von Filmen und Serien berichten, die ich gerade gesehen habe, die mich besonders bewegt haben, die ich immer wieder sehen könnte oder die ich besonders empfehlenswert finde. Da hier trotzdem weiterhin die Bücher im Mittelpunkt stehen sollen, werde ich mich bei den Serienvorstellungen eher kurz fassen und mehr Wert auf einen kurzen Eindruck als eine ausführliche Rezension legen. Meist werde ich daher wohl gleich zwei bis drei Serien oder Filme in einem Artikel besprechen. Dabei will ich sowohl alte, als auch neue Filme, sowohl aktuelle als auch lange abgeschlossene Serien vorstellen. Ich werde meine eigene Meinung zu recht bekannten Machwerken abgeben, habe manchmal aber vielleicht auch den einen oder anderen Geheimtipp für euch, da ich meine Serien und Filme quasi nie im Fernsehen, sondern immer von DVD oder online sehe.

Den Anfang machen zwei ganz aktuelle britische Filme, die ich in letzter Zeit im Kino gesehen habe, und die auch im Rahmen der diesjährigen Oscarverleihung durch die Medien gingen. Sie sollten in vielen Kinos noch laufen. Vielleicht bekommt der eine oder die andere ja Lust auf einen Kinobesuch?

Die Entdeckung der Unendlichkeit (GB, 2014)

Der Film erzählt die Geschichte Stephen Hawkings, des vermutlich größten Physikers unserer Zeit. Wer sich schon einmal durch die Kategorien meiner Website geklickt hat weiß, dass ich mich schon in meiner Jugend sehr für Astronomie interessiert habe (jaja, die Infos sind teilweise entsprechend veraltet). Hawkings habe ich immer bewundert – nicht nur für seine Genialität, sondern auch für seine unerschütterliche Kraft trotz seiner Krankheit immer weiter zu machen. Über seine Biografie wusste ich bisher sehr wenig, weswegen ich umso gespannter auf den Film war.

Im Film wird die Geschichte aus Sicht von Hawkings Frau Jane erzählt. Als sich die beiden kennenlernen, ist Stephen noch ein mehr oder weniger normaler, gesunder, überdurchschnittlich begabter Student. Das junge Paar ist ganz frisch verliebt, als Stephen das erste Mal zusammenbricht und von seiner Krankheit erfährt. Er hat eine schnell fortschreitende Motoneuron-Erkrankung und die Ärzte geben ihm noch ca. zwei Jahre. Jane, die nicht nur sehr verliebt, sondern auch sehr gläubig ist, steht zu ihrer großen Liebe und hält zu Stephen. Die beiden heiraten und bekommen Kinder. Stephen liefert eine hervorragende Dissertation über den Ursprung der Zeit ab und erreicht mit seinen Werken allmählich ein internationales Publikum.

Angesichts von Stephens immer schlimmer werdender Krankheit (er kann sich immer weniger bewegen, später auch nicht mehr sprechen), gestaltet sich ihr Leben sehr, sehr schwer. Doch trotz aller Tragik ist der Film unglaublich positiv. Die handelnden Charaktere, allen voran Jane und Stephen, sind sehr stark, sehr charismatisch und sehr tapfer. Sie nehmen ihr Schicksal nicht einfach hin, sondern kämpfen für das, woran sie glauben, wunderbar dargestellt von Felicity Jones und Eddie Redmayne. Vor allem Eddie Redmaynes Leistung hat mich begeistert. Er stellt das Fortschreiten der Krankheit absolut überzeugend dar und schafft es sogar völlig gelähmt noch allein durch seine Augen, Emotionen zu vermitteln. Dabei trifft er das Wesen Hawkings (soweit man das aus dessen Medienauftritten kennt) sehr genau. Den Oscar für den besten Hauptdarsteller hat er sich in meinen Augen redlich verdient.

„Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ist ein leiser Film, der trotzdem von Anfang an mitreißt. Eine Geschichte von Mut und Hoffnung, die ganz sicher nicht nur für Astronomie-Fans interessant ist. Sehr zu empfehlen!

 

Ebenso empfehlenswert sind übrigens Hawkings Bücher. Der Mann ist nicht nur genial, sondern besitzt auch Humor und die wertvolle Gabe, die kompliziertesten, wissenschaftlichen Rätsel unserer Zeit so darzustellen, dass auch Laien sie nachvollziehen können – und dabei auch noch gut unterhalten werden. Ich habe den Film zum Anlass genommen, endlich mal „Der große Entwurf“ zu lesen.

 

The Imitation Game – ein streng geheimes Leben (GB, 2014)

Wer mich kennt, wird schnell erraten, dass mich vor allem der Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch in diesen Film gelockt hat. An der Seite von Keira Knightley spielt er Alan Turing, einen genialen Mathematiker, der im zweiten Weltkrieg an der Entschlüsselung der deutschen Chiffriermaschine „Enigma“ gearbeitet hat. Auf mehreren Zeitebenen erzählt der Film das Leben Turings von dessen Schulzeit (wo er ein Außenseiter war), über seine Arbeit für den militärischen Geheimdienst (dies macht den Hauptteil des Films aus) bis zum Jahre 1951, als ein Vermittlungsverfahren gegen Turing eingeleitet wird, weil er verdächtigt wird, ein russischer Spion zu sein.

Die schier unlösbare Aufgabe der Entschlüsselung der allseits als „unentschlüsselbar“ bekannten Enigma ist für Turing ein äußerst verlockendes Rätsel. Erschwert wird die Aufgabe dadurch, dass die Deutschen den Code der Maschine jeden Tag ändern, so dass dem Entschlüsselungsteam stets nur Stunden bleiben, um ihn zu lösen. Gelingt ihnen dies nicht, ist die Arbeit des ganzen Tages hinfällig. Sehr zum Leidwesen der anderen, teilweise ebenfalls sehr genialen, Mathematiker und Logiker, beteiligt sich Turing nicht am allgemeinen Rätsellösen, sondern bastelt an einer sonderbaren Maschine, die diese Aufgabe für ihn übernehmen soll.

Der Film ist extrem spannend erzählt, verknüpft die drei Zeitebenen geschickt zu einem großen Ganzen und zeigt das Leben eines genialen, oft unverstandenen Mannes, dem das Unvorstellbare gelungen ist. Turing ist natürlich eine Paraderolle für Cumberbatch, der dessen Brillianz gepaart mit einer gewissen „Nerdigkeit“ und Ungeschicktheit in der sozialen Interaktion sehr überzeugend darstellt. Dies brachte ihm zu Recht seine erste Oscar-Nominierung ein, auch wenn der Preis dieses Jahr verdientermaßen an seinen Kollegen Redmayne ging (siehe oben).

Man muss jedoch kein Cumberbatch-Fan sein, um sich von „The Imitation Game“ mitreißen zu lassen. Der Film bietet auch so spannende Unterhaltung und vermittelt zudem interessantes Hintergrundwissen zu Mathematik, Codes und der historischen Enigma-Entschlüsselung in einer Zeit, in der der Computer noch nicht erfunden war (fast unvorstellbar, heutzutage). Der Kinobesuch lohnt sich!

 

Habt ihr einen der beiden (oder sogar beide?) Filme auch gesehen? Was ist eure Meinung dazu?

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