Wolf und Mensch - die Geschichte einer schwierigen Beziehung
Die gemeinsame Geschichte von Mensch und Wolf reicht viele Jahrtausende zurück und hat seitdem verschiedene Stadien durchlaufen. Der Wolf wurde vom Konkurrent zum Freund und schließlich zum Hassobjekt. Wie kam es dazu?
1: Die Zähmung des Wolfs
Der Wolf ist das allererste Tier, das von Menschen gezähmt wurde.
In der Steinzeit waren Wölfe und Menschen Konkurrenten. Beide waren Jäger, die im Rudel agierten und sich um das Großwild stritten. Man respektierte sich gegenseitig und profitierte manchmal sogar voneinander, indem man sich gegenseitig die Beutereste stahl oder in schlechten Zeiten dem anderen als Nahrung diente.
Die Zähmung des Wolf begann vor über 14.000 Jahren. Es waren höchstwahrscheinlich Frauen, die neugeborene Welpen zu sich nahmen, sie säugten und die Tiere so an den Menschen banden. Die sozialen Strukturen in einem Wolfsrudel und einer Menschenfamilie sind sehr ähnlich. Daher passte sich der Wolf schnell an das Leben bei unseren Vorfahren an. Wie kein anderes Tier bindet er sich an sein Rudel oder seine Familie und wurde so zum treuen Begleiter des Menschen. Er unterstützte ihn bei der Jagd und beschützte ihn.
Im Laufe der Jahrtausende wurde der Hauswolf immer zahmer und durch Züchtungen entstanden verschiedene Rassen. Der Wolf hatte sich zum Hund entwickelt.
2: Verfolgung und Ausrottung
Je weiter sich Hund und Wolf auseinanderentwickelten, desto fremder wurden sich auch Mensch und Wolf. Die Menschen zähmten noch viele andere Tiere, sie wurden seßhaft und nahmen immer mehr Land für sich in Besitz. Damals begannen sie den Wolf zu hassen.
Schauergeschichten begannen sich zu verbreiten - Märchen vom "bösen Wolf", einer gefährlichen und blutrünstigen Bestie. Wir wissen heute, dass dieses Bild mit der Natur des Wolfs fast nichts gemein hat. Warum aber erklärten unsere Vorfahren gerade dieses Tier zum Objekt ihres Hasses? Sie jagten und töteten den Wolf, wo immer sie konnten, und schafften es schließlich ihn in Deutschland und weiten Teilen Europas ganz auszurotten.
Wölfe greifen Menschen nur sehr selten an. In der Regel meiden sie menschliche Siedlungen so gut es geht. Doch im Mittelalter litten sie im Winter oft unter schlimmer Hungersnot. Die Menschen holzten die Wälder ab, erschossen das Wild und nahmen so den Wölfen ihre Lebensgrundlage. Daher kam es vor, dass ein hungriges Wolfsrudel sich an den Haustieren der Menschen vergriff.
Doch auch die Menschen hungerten und wenn eine Familie im harten Winter ihre einzige Kuh an die Wölfe verlor, konnte das für sie den Tod bedeuten.
Daher galten die Wölfe als grausam und böse und wurden mit allen Mitteln bekämpft.
3: Langsame Versöhnung
Heute glauben die meisten Menschen nicht mehr an Sagen und Mythen. Der Wolf hat seinen Schrecken verloren. Man weiß nun, dass Wölfe alles andere als böse sind und dass sie uns Menschen nur schwer gefährlich werden können. Ganz im Gegenteil sind Wölfe sogar sehr wertvoll für das natürliche Gleichgewicht in unseren Wäldern. Der Wolf ist das einzige wirklich große Raubtier Deutschlands und sorgte früher dafür, dass der Wildbestand konstant und gesund blieb, indem er vor allem die kranken und schwachen Tiere erlegte.
Heute, wo die Menschen die einzigen Jäger in unseren Wäldern sind, ist das Gleichgewicht oft in Gefahr. Deshalb versucht man heute, die früheren Fehler rückgängig zu machen und die Wölfe zurück nach Deutschland zu holen. Parallel dazu arbeitet man an der Aufklärung der Bevölkerung. Das Bild des Wolfs in der Gesellschaft hat sich gewandelt. Viele lieben und bewundern die geheimnisvollen Jäger mit ihrer tragischhen Vergangenheit.